sauerbruch hutton – Franklin Village, Mannheim

Deutscher Architekturpreis 2025!

Dieses Projekt ist Bestandteil der Revitalisierung des in den 1950er Jahren entstandenen Benjamin Franklin Village im Nordosten Mannheims, eines der größten ehemaligen Wohngebiete der in Europa stationierten US-Streitkräfte. Eingebettet in eine weitläufige Parkanlage entsteht hier durch Konversion und Nachverdichtung ein Stadtteil für rund 10.000 Menschen, dessen Nutzungsvielfalt von Arbeits-, Betreuungs- und Ausbildungsstätten bis hin zu Kultur-, Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten reicht.

Der Entwurf folgt dem Grundgedanken einer umfassenden Zielgruppenvielfalt bei sozialer Durchmischung. Vier Neubauten mit diversen Wohntypologien, von Clusterwohnungen über klassisches Familienwohnen bis hin zum kleinen Apartment, gruppieren sich um einen gemeinsamen Innenhof. Ihre Erschließung erfolgt über stützenfreie und mit etwas Abstand vor der Außenwand angehängte Laubengänge, die auf breiten Terrassen eine Aneignung durch die Bewohner und spontane Begegnungen im Alltag ermöglichen. Die Farbgebung der Untersichten und Schotten akzentuiert diese besonderen Räume zusätzlich.

Solche gemeinschaftlich genutzten Flächen sind Herzstück und Katalysator einer Kultur solidarischen Zusammenlebens im Quartier. Das Quartiersforum bildet als „erweitertes Wohnzimmer“ mit Küche, Lounge, Coworking Space, Werkstätten und einer Dachterrasse einen Kristallisationspunkt für das Miteinander in der Nachbarschaft.

Die Neubauten sind in Holzrahmenkonstruktion mit Holz-Beton-Verbunddecken erstellt. Zusätzlich wurde ein Bestandsgebäude an der Nordostseite des Grundstücks saniert und durch eine zweigeschossige Aufstockung in Holzbauweise erweitert. Das Achsraster der Holzrahmenkonstruktion bildet eine konstruktive Grundlage, die auf einfache Weise eine hohe Grundrissvariabilität ermöglicht. Jeder Wohnungstyp wurde in zwei verschiedenen Größen angelegt, so dass Grundrisse mit Nord-Süd-Ausrichtung durch ihre geringere Tiefe das Tageslicht besser ausnutzen. Insgesamt wurde eine Vielfalt von Wohnungsgrößen wirtschaftlich umgesetzt, die mit den Flächenanforderungen unterschiedlicher Wohn- und Lebensbedürfnisse korrespondiert und Anpassungsmöglichkeiten für die Zukunft bietet.

Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt: Dreifachverglasung, Photovoltaik, lokale Holzmaterialien und das GeniLac-Netz sorgen für Energieeffizienz. Die Architektur kombiniert Funktionalität und Ästhetik, mit Übergängen zwischen Innen- und Außenräumen durch Balkone und Loggien. Das Gebäude übertrifft aktuelle Kapazitätsanforderungen und bietet Platz für weitere NGOs oder eine spätere Erweiterung. Die Planung setzt auf “cradle to cradle”-Materialien und berücksichtigt langfristige ökologische Aspekte. Mit seiner durchdachten Gestaltung fördert der Bau Transparenz, Wohlbefinden und offene Kommunikation. Der Hauptsitz spiegelt die Werte der Organisation wider und unterstützt ihre globale humanitäre Mission.

Mehr Infos unter: www.sauerbruchhutton.de/de/project/bfm

Produktion: OFFScreen

Kamera: Fred Plassmann, Ute Freund

Schnitt: Fred Plassmann